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»Sind wir jetzt etwa nicht in Schwierigkeiten?« Arran verbarg das Gesicht in den Händen,
und bestürzt und voller Mitleid begriff Reidel, daß der sonst rotzfreche Junge gegen ein kind-
liches Schluchzen ankämpfte. Reidel legte ihm die Hand auf die Schulter und versuchte, ihn
wie auch sich selbst zu beruhigen. »Mathis wird nach den Frauen sehen. Und je weniger Ar-
ger wir inzwischen machen, desto weniger werden wir auch bekommen. Warum versuchst du
nicht, ein paar Stunden zu schlafen?«
Und schließlich schlief Arran, der noch jung war, ein. Reidel machte in dieser Nacht jedoch
kein Auge zu.
10. KAPITEL
In Landons Wohnung in New York wurde das Zifferblatt der Uhr zur Seite geschwungen, und
Landon, der sich vor das Ding beugte, das ein Spiegel hätte sein können, hätte seine Krawatte
geraderücken können.
- Clannon.
- Vialmir hier. Berichten Sie.
- Ich fand die üblichen Implosionsreste. Ein dvanethianisches Rettungsboot.
- Nicht von Rhu'inn beherrscht? Sind Sie sicher, Clannon?
- Wie kann ich sicher sein? Mit Gedanken, die schneller waren als Worte, umriß der Mann,
der sich Landon nannte, seine Suche. Vialmir antwortete sofort.
- Sie müssen die Überlebenden finden. Es könnte ein Rhu'inn-Sensitiver unter ihnen sein.
Clannon, selbst die Benutzug des Augmentators, wie Sie sie in diesem Moment handhaben,
wäre gefährlich, sollten sich Rhu'inn auf diesem Planeten aufhalten. Es könnte ihre Auf-
merksamkeit erregen.
Landon fühlte, wie sich die feinen kurzen Härchen auf seinem Hals in atavistischem Schre-
cken sträubten. Die Rhu'inn. Das Rätsel des Universums. Sie wiesen keine Sinne auf, die den
allgemein üblichen ähnelten. Der Großteil ihrer Wahrnehmungen schien in einem Vibrations-
bereich zu liegen, der sich außerhalb der sich mit menschlichen Sinnen wahrnehmbaren Wel-
lenlängen befand. In bezug auf die materielle Welt waren sie blind, taub und unsichtbar. Sie
schienen keine Vorstellung von Sehen oder Hören, Berühren oder Riechen zu haben.
Ihre Technik - wenn Technik das richtige Wort für etwas so Substanzloses war - war haupt-
sächlich extrasensorisch. Sie hatten nur eine Gemeinsamkeit mit den Menschen - die beiden
Sinne der Telepathie und Empathie. Dort begegneten die Menschen den Rhu'inn unter ziem-
lich gleichen Bedingungen. - mit einer Ausnahme. Alles, was ein menschlicher Telepath mit
den von der Föderation sorgfältig entwickelten Hilfsmitteln - Augmentatoren, telepathischen
Dämpfern - bewerkstelligen konnte, konnten die Rhu'inn besser ohne sie vollbringen.
- Könnten Rhu'inn hier leben, ohne sich zu verraten?
- Ich muß Sie nicht daran erinnern, daß Rhu'inn menschliche Gastkörper benutzen können.
Vialmirs Gedanke war grimmig.
- Wenn es einen Telepathen unter den Überlebenden gäbe, besteht irgendeine Chance, ihn
geistig aufzuspüren, ohne ihn körperlich ausfindig zu machen, Vialmir?
- Es ist nicht unmöglich.
Landon stellte sich geistig die hohe, fast unzugängliche Felsspitze in Tibet vor, auf der Vial-
mir lebte. Auf dem Meeresspiegel dieses Planeten hätte er in der dichten Sauerstoffatmosphä-
re nur kurze Zeit überleben können.
- Einige meiner Leute hier sind gute Telepathen; schließlich sind sie seit Jahrhunderten unse-
re Kontaktpersonen auf der Erde. Sie nennen die Rhu'inn Teufel, und das nur überaus be-
rechtigt. Ich könnte sie alle für eine Suche in den Augmentator holen. Es wäre gefährlich,
aber dies ist ein Gesperrter Planet, und wir sind alle austauschbar.
- Wir könnten dies als letzte Möglichkeit versuchen, nehme ich an ...
Plötzlich kreischte der empfindliche mechanische Telepath stumm in nacktem Schrecken auf.
RHU'INN! HELFT UNS!
Der Schock war so heftig, daß Landon körperlich wankte, während der Schmerz in jedem
Nerv seines Körpers und Gehirns stocherte. Dann wurde alles dunkel und blind - und ver-
schwand.
Als die Sicht zurückkehrte, fand Landon sich bäuchlings auf dem Teppich liegend wieder. Ein
Bild hatte sich in sein Gehirn gebrannt; er konnte es nur im Gedächtnis untersuchen, denn Vi-
almir war wie eine ausgeblasene Flamme verschwunden, und Landon konnte den Augmenta-
tor nicht mehr einschalten. Vielleicht war Vialmir sogar tot oder von diesem gewaltigen
Schock um den Verstand gebracht worden.
Das Bild war das eines großen Raumes, der irgendwie kahl und überfüllt wirkte. In seinem
Zentrum war ein Lodern, das ein Feuer, aber auch ein das Gehirn blendender Mentalenergie-
fokus sein konnte. Es war nichts Ungreifbares an der Telepathie. Sie war genauso fühlbar wie
elektrischer Strom, und einige Frequenzen waren tödlich; sie konnten ihre Harmonik in das
Magnetfeld eines ganzen Planeten vibrieren.
Irgendwer - ein ausgebildeter Telepath oder Telepath, denn kein ungeschulter Verstand konn-
te eine so kraftvolle Ausstrahlung erwirken - hatte geistig um Hilfe gerufen; und dieser Ruf
hatte sich auf dem Augmentator gezeigt wie ein Düsenflugzeug auf einem Radarschirm. Und
dann endlich fiel Landon ein, daß all dies Ned Marcus' Gesicht wie eine Doppelbelichtung
überlagert hatte.
Zehn Minuten später hatte Landon den Augmentator in seine Einzelteile und die Bauteile in
Kisten mit Radio- und Elektronikzubehör verstaut. Dann war er auch schon - bis auf seinen
Hut ohne Gepäck - unterwegs zum Flughafen.
»Ihr müßt es akzeptieren«, sagte Mathis schließlich. »Sie kommen nicht zurück.«
Die Sonne schickte am dritten Morgen grelles Licht durch die Jalousien der Ferienwohnung;
selbst Dionie hatte es aufgegeben, weiterhin Optimismus vorzutäuschen. »Aber was kann nur
geschehen sein?«
»Vielleicht haben sie irgendein Gesetz gebrochen, ohne es zu wissen. Vielleicht sind sie ver-
letzt worden.« Er verfluchte seine doppelte Empfindsamkeit; die Gefühle der Frauen zerrten
an ihm und ließen seine Worte härter werden als beabsichtigt. »Oder sie haben uns im Stich
gelassen.«
Cletas herzförmiges Gesicht erbleichte vor Schreck. »Das würden sie niemals tun!«
»Arran wollte uns am ersten Abend verlassen, um sich auf eigene Faust durchzuschlagen«,
sagte Mathis müde. »Reidel hat es ihm ausgeredet - damals.«
»Ich kann nicht glauben, daß Reidel uns im Stich läßt«, wiederholte Cleta.
»Es ist deine Schuld!« Dionie fuhr wie ein kleiner, wilder Wirbel auf Cleta zu. »Du hast ihn
immer heruntergemacht, dich mit ihm gestritten! Er hat dich gehaßt!« Ihre Stimme war hoch
und hysterisch; plötzlich verfiel sie in ein heftiges Schluchzen und floh ins Nebenzimmer. [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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