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gabe mit ihrer Hilfe zu meistern.«
Er setzte die Flöte an die Lippen.
Zuerst spielte er eine langsame und getragene Weise. Pamina
blickte zu den Berggipfeln auf und erinnerte sich daran, daß
ihr Mantel wie ein Vogel davongeflogen war. Nur ein Vogel
konnte von hier entkommen. Welche andere Möglichkeit gab
es inmitten dieser himmelhohen felsigen Wände?
Tamino hatte gesagt, daß in seiner Familie niemand
magische Kräfte besäße und er nicht der Sohn eines Zauberers
sei. Aber sie war die Tochter der Sternenkönigin, und ihr Vater
war der mächtigste Zauberer von ganz Atlas-Alamesios.
Eine andere Melodie erklang. Die Töne schienen den
kreisenden Wirbeln über den Gipfeln zu antworten, die beinahe
sichtbar in den Luftströmungen dahintrieben, tanzten und
sich ständig veränderten. Pamina streckte die Arme aus und
stellte ohne Überraschung fest, daß ihr an den Fingern lange
Schwungfedern wuchsen. Schwarze Federn schienen ihren
ganzen Körper zu umhüllen, und sie klammerte sich mit
Krallen an den Felsen. Tamino fuhr erschrocken zurück, als
sie einen Vogelfuß ausstreckte.
Sie blickte in die beinahe sichtbare Luft vor sich, sah die
Windsäulen, die Aufwinde warmer Luft und die verstreuten
Wolken, die über die Gipfel zogen. Jetzt kann ich fliegen, und
weshalb sollte ich mich mit einem Schwächeren belasten? In
Gedanken schwang sie sich hoch in die Lüfte. Der Wind er-
griff sie, und sie überließ sich ihm, schwebte dahin in ihrer
schwindelerregenden Freude, die Luft zu meistern. Wenn
Tamino ihr nicht folgen konnte, hatte er eben Pech, doch er
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wäre nicht der erste, der die Prüfungen nicht überlebte.
Doch dann durchzuckte sie ein menschlicher Gedanke. Ich
habe geschworen, diesen Weg an seiner Seite zu gehen, und er
hat mich nicht im Stich gelassen. Eine Erinnerung beschäftigte
den Vogel: Tamino schob ihren zarten menschlichen Körper in
die sichere Felsspalte, damit sie nicht in die Tiefe geschleudert
wurde.
Doch den Vogel erfaßte die betörende Ekstase der Winde;
seine Schwingen sehnten sich nach der Freiheit des Himmels.
Pamina wußte, sie mußte schnell handeln, sonst würde der
Geist der Vogelgestalt, die sie angenommen hatte, ihre
menschliche Erinnerung auslöschen, und sie würde nicht
mehr an Tamino denken können. Sie öffnete den Mund  den
Schnabel  , doch sie stieß nur einen hohen Adlerschrei aus.
Enttäuscht schlug sie mit den Flügeln. Sie hatte die mensch-
liche Sprache verloren. Sie wollte mit den Krallen nach ihm
greifen, aber Tamino wich entsetzt zurück, und sie fürchtete,
er würde über den Rand in den Abgrund stürzen. Sie konnte
sich mit ihm nicht verständigen, und die Felsplatte war für
sie beide auf die Dauer nicht groß genug.
Wenn er sich doch nur an die Flöte erinnern und ihr vertrauen
würde&
Wie als Antwort auf diesen Gedanken setzte Tamino die
Flöte an seine Lippen und begann zu spielen. Für Paminas ge-
schärfte Sinneswahrnehmungen klang die Musik fast uner-
träglich laut. Doch dann hörte sie zu ihrem Erstaunen Worte
in den Tönen. Das sollte mich nicht überraschen, dachte sie,
die Zauberflöte ist das Instrument der Luft.
»Geliebte Pamina, bist du es wirklich? Fliege davon, rette
dich! Ich besitze keine Zauberkräfte, und wenn ich schon den
schrecklichen Abstieg über die Felsen versuchen muß, dann
belastet mich dabei wenigstens nicht die Angst um deine Si-
cherheit. Vielleicht solltest du die Flöte mit dir nehmen, denn
wenn ich abstürze, wird die Flöte nicht mit mir fallen und
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zerbrechen.«
»Nein!« ertönte es in einem langgezogenen, schrillen Schrei.
Pamina wagte nicht, mit den Flügeln zu schlagen, aus
Furcht, Tamino über den Rand zu stoßen. Sie breitete die
Schwingen aus, spürte, wie sie länger und länger wurden;
ihr Körper wuchs, und in verzweifeltem Aufbegehren zwang
sie ihm aus tiefstem Herzen die Worte auf: Tamino! Halte dich
an mir fest. Schlinge deine Arme um meinen Hals!
Hatte er sie verstanden? Tamino bückte sich und riß einen
Streifen von seinem Gewand ab  seinen Mantel hatte der
Sturm ebenfalls davongetragen. Schnell wickelte er ihn um
die Flöte und befestigte sie an seinem Gürtel. Ängstlich
stellte er sich vor Pamina und legte ihr die Arme um den
Hals. Sie konnte seine Hände durch ihre Federn nicht spü-
ren, doch als sie annahm, er habe sich an ihr festgeklam-
mert, breitete sie die großen Flügel aus und erhob sich in die
Luft.
Er war schwerer, als sie geglaubt hatte, und Pamina spürte,
wie sie sank und sank. Sie schlug heftig mit den Flügeln,
um Höhe zu gewinnen. Dann erfaßte sie ein Luftstrom und
trieb sie nach oben. Höher und höher stieg sie, bis über die
Gipfel der Berge. Einen Augenblick lang sah Pamina nach
unten, und vor ihren scharfen Vogelaugen breitete sich ganz
Atlas-Alamesios aus. Dort lag es, von der Stadt ihrer Mutter
bis zum Tempel des Sarastro und zu den glühenden Wüsten
im Land der Wandlungen, wo sie noch nie gewesen war.
Zuerst glaubte sie, eine Wolke ziehe über den Himmel, eine
lange dunkle Wolke, die an schleppende Flügel erinnerte.
Pamina flog auf diese Wolke zu, die sich wie der lange
Schatten eines Geiers über Sarastros Stadt breitete, und ach-
tete kaum mehr auf Taminos Gewicht, der sich an ihren
Hals klammerte. Dann hörte sie die Stimme:
»Pamina, Pamina, mein liebes Kind& «
Die Stimme ihrer Mutter! Jetzt sah Pamina, daß die Wolke
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sich wie ein dunkles Gewand hinter einem blassen Glanz
herzog, in dem sie die geliebten Züge der Mutter entdeckte. [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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